Jakobsweg mit dem Fahrrad von Österreich aus – Tipps – Ratgeber

Es ist schon lange Ihr Traum, den Jakobsweg einmal mit dem Fahrrad zu befahren? Glückwunsch, denn damit haben Sie eine mutige Entscheidung getroffen!

Egal, ob alleine, mit Freunden oder der Familie, der Jakobsweg per Drahtesel ist eine Reiseroute, die beeindruckend ist – und ihren Anfang in Österreich nehmen soll? Auch ein guter Plan!

Der österreichische Jakobsweg – 3.200 km von Wien nach Santiago de Compostela

Seit den Zeiten des Mittelalters pilgern Christen zum Grabmal des Hl. Jacobus nach Santiago de Compostela im spanischen Galicien – meist zu Fuß, aber warum nicht auch einmal mit dem Fahrrad?

Beginnt der geschichtsträchtige Trip in Österreich, so kommt keiner an der Hainburger Pforte vorbei, dem klassischen Ausgangspunkt für den österreichischen Jakobsweg. Von dort geht es dann immer weiter donauaufwärts – den Spuren der Donaulimesstraße, die von den Römern erbaut wurde, folgend.

Sie werden Städte wie Wien, Linz und Innsbruck bis Feldkirch passieren und Zeugnisse einzigartiger Natur & Architektur erleben. Der Jakobsweg zieht jedes Jahr tausende Pilger in seinen Bann und kommt wahrscheinlich nie aus der Mode – aber warum auch?

Die 3.200 Kilometer sind immer wieder für Überraschungen gut – und in Spanien angekommen wird´s dann auch ein wenig enger. Gut, wenn dann das Alpencross-Gepäck nicht zu üppig ausgefallen ist. Ansonsten fällt Regen auch in spanischen Gefilden, und es ist ratsam, sich durch entsprechende Kleidung darauf einzustellen. In Nord-Spanien ist übrigens auch oft noch mit einem permanenten Gegenwind zu rechnen. Aber Bange machen gilt doch nicht, oder? Dieses Vorhaben besitzt charmantes Flair, dem sich wohl keiner entziehen kann!

Der Jakobsweg per Fahrrad – Eindrücke, die in Erinnerung bleiben!

Gewiss, um umfangreiche Planungen, die eine solche Strecke mit sich bringt, kommt kein Fahrrad-Enthusiast herum. Es ist deshalb empfehlenswert, Tagesetappen für die Radtour am Jakobsweg zu planen, die ca. 100 Kilometer nicht überschreiten. Wertvolle Tipps kommen sicherlich auch von Freunden und der Familie, jedoch haben auch die Einheimischen oft den einen oder anderen Rat parat. Freundlichkeit und Empathie öffnen auch so manche Tür, wenn es darum geht, Fahrzeit, einige Höhenmeter und viel Schweiß einzusparen…

Allgemein ist die Hilfsbereitschaft in Frankreich und Spanien groß, so dass mangelnde Sprachkenntnisse schnell zu überwinden sind – zumal auch ein „Mühlviertler, Wiener oder Salzburger Englisch“ herzlich willkommen ist!

Es kann also optimal bis zur Grenze nach Spanien laufen, denn es winken perfekt markierte Radwege, die den Jakobsweg immer im Fokus haben.

Spanische Radwege dagegen, dürfen eher als Zumutung bezeichnet werden. Wo selbst Fußgänger ihre Mühen haben, ist für Fahrradfahrer „Land unter“, denn Weg-Markierungen fehlen gänzlich. Aber wozu hat ein schlauer Mensch das Schieben erfunden? Mit anderen Worten, es gibt etliche Schiebe-Strecken, die 20-Prozent-Steigungen aufweisen – und mit Gepäck schwer zu bezwingen sind. Durchhalten lautet also die Parole!

Nun denken Sie wahrscheinlich, naja, bergauf ist vielleicht ein Problem, aber schließlich geht es auch immer wieder bergab…

Ein spanischer Irrtum, denn auch bergab lauern etliche Schiebe-Strecken, und ein Befahren wäre zu gefährlich. Aber, was soll´s, es wird sich einstellen, das erbauende Gefühl, wenn vor Santiago die letzten Kilometer in Angriff genommen werden. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie dann den Eindruck haben, einer Völkerwanderung zu begegnen, denn nicht nur Sie möchten nach Santiago de Compostela. Das Ziel, die sagenumwobene Kathedrale, ist schon von Weitem zu sehen, so dass dann auch die Freudentränen nach einer ca. 33 Tage-Fahrt nicht mehr aufzuhalten sind.

Warum auch? Hier, fast am Ende der Welt, wartet dann vielleicht auch noch das wirkliche und sogenannte „Ende der Welt“ auf alle Mutigen – Faro de Fisterra. Auch Muxia ist durchaus einen kleinen Trip wert, um danach wieder in Santiago „zu stranden“. Beide Orte überzeugen auch durch einen Pilgerstein, der die Markierung „0,00 km“ trägt. Übrigens gab es eine massive Bebauung dieser beiden Wege in den letzten Jahren.

Der Weg ist das Ziel – mit dem Tretesel von Wien nach Santiago de Compostela!

Der Jakobsweg ist manchmal nicht nur ein wenig beschwerlich, sondern auch wunderschön. Deshalb sollte auch der Slogan „Der Weg ist das Ziel“ im Fokus stehen. Mit dem Fahrrad nach Santiago de Compostela – ein Erlebnis der ganz besonderen Art!

Radsport-Interessierte freuen sich eventuell über ein paar Details, oder? Hier sind sie:

In 37 Radtagen ist eine Strecke von rd. 3.800 km durchaus machbar. Während dieser Zeit gilt es, ca. 40.000 Höhenmeter zu überwinden. Dabei beträgt die Zeit im Sattel ca. 220 Stunden.

Und auch der folgende Tipp findet vielleicht besondere Beachtung…

Das Smartphone kann als komfortabler Wanderführer dienen, denn die Pilgerwege-App outet sich als unentbehrlicher Helfer durch Niederösterreich und Wien.

Die wichtigsten Fakten auf die Schnelle…

– Der österreichische Jakobsweg besitzt eine Länge von ca. 750 Kilometern. Er führt von der slowakischen Grenze bei Berg durch folgende Regionen bzw. Städte: Niederösterreich über Wien nach Oberösterreich und Salzburg sowie Tirol und Vorarlberg bis nach Rankweil.

– Der am meisten frequentierte Jakobsweg ist ca. 850 Kilometer lang und wird als Camino Francés bezeichnet. Er liegt zwischen St. Jean Pied de Port, in der Nähe der französisch-spanischen Grenze bzw. am Fuße der Pyrenäen, und Santiago de Compostela.

– Der Pilgerweg ist durch das Pilgerzeichen, die Jakobsmuschel, gekennzeichnet. Das Muschelsymbol dient als Orientierungshilfe und bezieht sich explizit auf den Schutzpatron der Pilger, den heiligen Jakobus. Ihm wurde die Jakobsmuschel als ein Erkennungszeichen postum zuerkannt. In Darstellungen ist sie gewöhnlich am Mantel, am Hut bzw. auf seiner Tasche zu finden.

– Der Gedenktag des Heiligen Jakobus wird in der katholischen Kirche immer am 25. Juli gefeiert. Fällt dieser Tag auf einen Sonntag, so wird ein heiliges Jahr in Santiago de Compostela ausgerufen.

Auf dem Jakobsweg durch Wien

Als besondere Challenge auf dem Weg nach Santiago de Compostela gilt wahrscheinlich die faszinierende Stadt Wien. Aber alles halb so schlimm, denn wozu gibt es schließlich die App? Sie führt sicher ans Ziel!

Es ist als Glück zu betrachten, dass der Weg heute – entgegen dem historischen Jakobsweg – zumeist durch autofreie, verkehrsberuhigte und grüne Zonen führt. Von Schwechat geht´s über den Freudenauer Hafen zunächst zur Donauinsel und der Alten Donau. Der weitere Weg führt über die Lasallestraße und die Rotenturmstraße bis zum Stephansplatz. Kohlmarkt, Graben, Heldenplatz und Mariahilferstraße ergänzen die Strecke, die dann zum Schloss Schönbrunn führt. Weiter geht es über die Auhofstraße und entlang des Wien-Flusses bis nach Purkersdorf…

Das große Abenteuer kann beginnen?

Los geht´s, denn es wartet nicht nur die begehrte Pilgerurkunde, sondern einsame Welten und idyllische Weinberge werden Ihren Weg genauso kreuzen, wie Berge, grüne Täler und beeindruckende Städte.

Den bekanntesten Pilgerweg der Welt begehen oder befahren jährlich über 200.000 Pilger. Mit Hilfe 5 beliebter Routen ist es möglich, sozusagen „vor der eigenen Haustür“ zu starten…

Der berühmte Caminho Portgues führt an Portugals Küste entlang, weist eine Länge von 240 km auf und wird allgemein als der einfachste Weg beschrieben, um Santiago de Compostela zu erreichen. Die verbleibenden Routen durch Spanien – der Camino Francés, der Camino del Notre, der Camino Primitivo und die Via de la Plata weisen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf, wobei als beliebteste Fahrrad-Route der Camino Francés gilt, der in Pamplona, nahe der französischen Grenze, seinen Anfang nimmt.

Bei dieser Strecke ist mit einem zeitlichen Aufwand von 8 bis 14 Tagen und ca. 830 km zu rechnen. Als Richtwert gilt: Wer diese Strecke in 8 Tagen bewältigen möchte, muss täglich ca. 100 km zurücklegen. Natürlich sind auch kürzere Abschnitte möglich, die eine Gesamtreisezeit zwar verlängern, aber mehr Genuss bieten, spannende Städte und vielseitige Landschaften zu bestaunen. Abhängig von der individuellen körperlichen Verfassung, sind tägliche 50 km ein durchaus machbarer Richtwert.

Die Alternative lautet, direkt vor Ihrer Haustür in die Pedale zu treten und ca. 3 bis 5 Wochen zu radeln, bis Sie die Kathedrale erblicken – egal, welchen Ausgangspunkt Sie wählen! Als beste Jahreszeit für den Jakobsweg gelten übrigens Frühling und Herbst.

Apropos Ausgangspunkt…

Als bestes Rad für Ihr Vorhaben, den Jakobsweg zu befahren, gilt ein leichtes Mountainbike, das sich in einem einwandfreien Zustand befindet. Um einen optimalen Fahrkomfort zu garantieren, sollte es nicht nur richtig eingestellt, sondern auch Knie und Rücken schonen.

Als Equipment haben sich sowohl Werkzeugset, Satteltaschen und Schloss als auch bequeme Kleidung, Helm, eine reflektierende Regenjacke und ein ausreichender Sonnenschutz, inklusive Sonnenbrille und Handschuhe, bewährt. Empfehlenswert wäre auch, dass das Gepäck die 15-kg-Grenze nicht überschreiten sollte, so dass es ganz easy am Rad zu befestigen ist. Übrigens bemüht sich auch die nationale Postgesellschaft, Correos, ihren Beitrag zum Pilgerweg zu leisten – zwischen den Etappen verschickt sie auch Ihr Gepäck!

Der beliebte Camino Francés lässt sich übrigens in ca. 140 Etappen aufteilen. Auf der Fahrt erwarten Sie unvergessliche Naturerlebnisse in den Pyrenäen, beeindruckende Weiten in Kastilien, imposante Weinberge der Rioja und idyllische Täler sowie Berge in Galicien. Und das Beste, Ihre ganz persönliche Pilgerurkunde wartet schon auf Sie im Pilgerbüro in Santiago, wenn Sie mit Ihrem Rad mindestens 200 km Jakobsweg bewältigt haben – worauf also noch warten? Gute Fahrt!

Verfasst von David Reisner

Ich, David Reisner, berichte auf regionalsuche.at über regionale Themen, Ausflugsziele, Sehenswürdigkeiten & Co. Ich selbst bin gerne unterwegs und entdecke schöne neue Plätze und Erlebnisse in Österreich.